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Schuhdesigner oder Musikproduzent – das waren die beiden Berufe, die TiL Schneider sich mit 15 Jahren für sein späteres Arbeitsleben vorstellen konnte. Dass er sich für die Musik entschied, liegt nicht zuletzt an dem musikalischen Umfeld, in dem er groß wurde. Wenn TiL nicht gerade auf Bäume kletterte oder gegen Gebühr selbstaufgenommene Videokassetten an Mitschüler verlieh, dann saß er am Klavier oder bastelte Technoklänge an seiner Music workstation – seinem ganzen Stolz. Im elterlichen Pfarrhaus war Musik immer präsent, im Wohnzimmer wurden alle Art von Liedern geträllert und im Keller gemeinsam mit seinen jüngeren Brüdern Grooves ausprobiert bis alle Nachbarn sich mit Dr. Dre und Daftpunk bestens auskannten.
Erst im Alter von 17 Jahren fing TiL gemeinsam mit seinem Vater an Posaune zu lernen. Am liebsten übte er alleine in der menschenleeren Kirche. Bald schon spielte er schneller und lauter als sein Vater und beglückte neben dem kirchlichen Posaunenchor auch die örtliche Brassband mit seinem Spiel. Nach seinem Abitur und einem Jahr als Zivildienstleistender im Kindergarten entschied sich TiL – seit jeher fasziniert von Beats und Synthesizern – zu einer Ausbildung zum Toningenieur. Im darauffolgenden Jazzstudium mit Hauptinstrument Posaune an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln, gründete er seine eigene Brassband Brass Action Heroes. Weil sich kein geeigneter Sousaphonist fand, lernte er kurzerhand selbst mit der „Big Lady“ umzugehen. Damit er komplette Bläsersätze für Aufnahmen selbst einspielen konnte, freundete er sich auch mit der Trompete an. In einer großen Musiker-WG in Köln-Kalk lebte er mit seinem späteren Bandkollegen Lutz Streun (Three Fall) zusammen und bildete mit ihm den Bläsersatz für verschiedene Bands (u.a. Sindikaat, Dickes B, Coco Road Show, La Papa Verde, Pelemele, Paco Mendoza, Don Abi).
Nach seinem Umzug in die Kölner Südstadt in eine Wohnung, in der außer dem Strom nicht viel funktionierte, begann TiL ein eigenes Studio aufzubauen und produzierte Soul-, Reggae- und HipHop-Musiker (u.a. Fleur Earth, Rachel Scharnberg, Alice Francis, Raggabund, Doc Dondo, Mirko Polo, Akua Naru und Tim Plus) Bei dem Soloprojekt des Seeed-Frontman Dellé spielte und performte er in vielen großen Konzerthallen und auf Festivals und trat im Rahmen der Fußball WM in Südafrika auf.Mit Blick auf die Kölner Domspitzen arbeitet Til Schneider seit 2011 in seinem mittlerweile voll ausgestatteten Studio im Kölner Zentrum. Live kann man ihn am häufigsten mit seinem außergewöhnlichen Trio Three Fall erleben, mit dem er in den letzten Jahren ausgiebige Tourneen durch Deutschland, Holland, Österreich, Spanien, Polen, China, Japan, Südkorea und Russland unternahm und drei Alben (zwei davon bei ACT Music) veröffentlichte. Mittlerweile nicht mehr im Keller, sondern im Studio produziert er mit seinen Brüdern unter dem Namen Tailormade Brothers instrumentalen HipHop und Kölsch-Rap. 2015 gründete TiL sein Label Tailormade Music. Das Markenzeichen von Tailormade Productions – die vielfältigen Klangfarben der Blechblasinstrumente in einen zeitgenössischen Kontext zu stellen – zieht sich als roter Faden durch die Veröffentlichungen des Labels.